LKWs der Zukunft…aber aus der Vergangenheit

Futuristische Sattelschlepper mit einem stromlinienförmigen Design, geparkt nebeneinander auf einer städtischen Straße, mit glatten metallischen Oberflächen und geschwungenen Formen, die auf fortschrittliche Aerodynamik und Technologie hinweisen.

Die Geschichte der LKW und Sattelzugmaschinen ist voll von Projekten, die zunächst innovativ oder futuristisch schienen, am Ende aber nur eine interessante Randnotiz darstellten. Auch wenn diese Fahrzeuge keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, zeigen sie doch die Kreativität und den Weitblick ihrer Erfinder. Hier stellen wir fünf LKW vor, die bei ihrem ersten Erscheinen als wegweisend galten.

Dodge Airflow-Tankwagen

In den 1930er Jahren wurden die Weichen für die Zukunft der Autoindustrie eher von Stylisten als von Ingenieuren gestellt. Natürlich wurden sukzessive technische Neuerungen eingeführt, es gab Automatikgetriebe, Frontantrieb, und die Motoren erhielten zusätzliche Zylinderpaare (amerikanische Cadillacs wurden damals von leistungsstarken V-Motoren mit bis zu sechzehn Zylindern angetrieben). Im Großen und Ganzen blieben die Autos (und LKWs) dieser Zeit jedoch technisch gesehen konventionell. Der Blick in die Zukunft sollte durch ihre Karosserie ausgedrückt werden. Designer, die sowohl für Automobilfirmen als auch für spezialisierte Karosseriebauer arbeiteten, begannen, stromlinienförmigere Karosserien zu entwerfen, die dem damals vorherrschenden Trend des Art déco (oder der Stromlinienmoderne) entsprachen. Dabei wurde berücksichtigt, dass die Fahrleistungen und der Kraftstoffverbrauch eines Autos umso schlechter sind, je größer der Luftwiderstand ist. Den Ingenieuren der Chrysler Corporation fiel auf, dass die meisten der damals verkauften Autos beim Rückwärtsfahren einen geringeren Luftwiderstand aufwiesen. Das Unternehmen beschloss, ein revolutionäres Auto auf den Markt zu bringen: das Modell Airflow. Es kam 1934 auf den Markt und zeichnete sich durch eine stromlinienförmigere Silhouette als seine Konkurrenten aus (abgerundete Motorhaube und Scheinwerfer wurden von den vorderen Kotflügeln in die Karosseriekontur verlegt). Die Airflows von Chrysler (die auch unter der Marke DeSoto angeboten wurden) waren ein Durchbruch, aber sie waren ihrer Zeit voraus und scheiterten daher auf dem Markt. Sie wurden nur bis 1937 produziert, und in der Zwischenzeit wurde die Front neu gestaltet, um den Geschmack der konservativen Kundschaft besser zu treffen. Die Aerodynamik der Karosserie war jedoch unumstößlich, wie die folgenden Jahrzehnte der Automobilentwicklung zeigen.

Rex Gray, CC BY-SA 2.0

1934 Chrysler Airflow Sedan (Author: Rex Gray, CC BY-SA 2.0, Wikipedia)

Chrysler wollte die aerodynamische Modernität auch auf dem Nutzfahrzeugmarkt einführen. Im selben Jahr wie der Airflow für die Personenbeförderung kam auch ein gleichnamiger LKW auf den Markt, der unter der Marke Dodge angeboten wurde. Das Design war, vor allem im Vergleich zu LKW anderer amerikanischer Hersteller, absolut einzigartig –die Fahrerkabine sah aus wie ein vergrößertes PKW-Modell. Die Airflow-LKW wurden als Tankwagen für den Transport von Kraftstoff und Bier angeboten. Erstere wurden von den Ölkonzernen Texaco und Esso bestellt, letztere von der Schlitz-Brauerei. Die Aufbauten für den Transport von flüssigen Gütern wurden von spezialisierten Unternehmen hergestellt, und auch in diesem Fall folgte das Design dem Geist der Moderne –die stromlinienförmig-modernen Tanks bildeten eine gerade Linie mit dem Dach des Fahrerhauses. Besonders das von Texaco verwendete Modell, das ganz in Rot lackiert war und eine große weiße Aufschrift TEXACO“auf dem Tank trug, muss auf den Betrachter einen großen Eindruck gemacht haben. Und die Konstruktion? Nun, es gab keine Revolution, denn unter der stromlinienförmigen Karosserie verbirgt sich ein Standard-LKW aus dem Angebot von Dodge. Der Airflow für den Kraftstofftransport war nur auf Sonderbestellung erhältlich und ging während der gesamten Produktionszeit an nur 265 Kunden. Interessanterweise überlebte er drei Jahre länger auf dem Markt als sein älterer, kleinerer Bruder für den Personentransport.

Author: Sam Butcher, CC BY-SA 2.0, Wikipedia

Dodge Airflow Tanker (Author: Sam Butcher, CC BY-SA 2.0, Wikipedia)

Texaco Doodlebug

In den 1930er Jahren wollte der Ölkonzern Texaco sein Image auffrischen und beauftragte zu diesem Zweck Norman Bel Geddes, einen bekannten Industriedesigner. Damals entstand das berühmte Markenlogo (der Buchstabe T in einem fünfzackigen Stern), das noch heute verwendet wird. Die Geschäftsleitung von Texaco beschloss, dass das Symbol für die Entwicklung der Marke auch die Modernisierung der Tankwagenflotte sein sollte, um ihr ein futuristisches Flair zu verleihen, und im dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte die Modernität einen Namen: Streamline Moderne. Wie Sie oben lesen konnten, wurden Dodge Airflow-Tankwagen angeschafft, aber Texaco wollte es dabei nicht belassen. Man beschloss, einen echten Tankwagen der Zukunft zu entwickeln, und Norman Bel Geddes sollte ihn entwerfen.

Die technische Seite des Projekts wurde vom LKW-Hersteller Diamond T übernommen, der das Fahrgestell mit einem hinten angebrachten Sechszylinder-Herkules-Motor versah. Wenn man sich heute das Endergebnis der Arbeit von Bel Geddes und Diamond T ansieht, ist es schwer zu glauben, dass dieses Fahrzeug 1934 entstanden ist. Die Fahrerkabine und der Kraftstofftank waren integriert und bildeten eine Einheit, die an einen halbierten, an beiden Enden abgerundeten Zylinder (oder einen Brotlaib oder eine Wurst) erinnerte. Es gab keine für LKWs dieser Zeit typischen vorspringenden Hauben, Kotflügel und Stoßstangen. Die vordere Windschutzscheibe bestand aus gebogenem Glas, was damals noch eine Neuheit in der Automobilindustrie war. Da sich der Motor im hinteren Teil des Fahrzeugs befand und der Kraftstofftank zwischen ihm und der Fahrerkabine lag, war es notwendig, ein Mikrofon im Motorraum und einen Lautsprecher in der Fahrerkabine zu installieren, damit der Fahrer den laufenden Motor hören konnte und wusste, wann er schalten musste. Doch damit ist die Liste der Merkmale dieses einzigartigen Fahrzeugs, das im Volksmund als Texaco Doodlebug bekannt ist, noch nicht zu Ende, denn dieser LKW war nur 1,8 Meter hoch, genauso hoch wie die damals in den USA angebotenen PKW. Im Vergleich zu seinen Konkurrenten war er kompakt gebaut. Der Doodlebug blieb jedoch nur eine Kuriosität. Er ging nie in Serie und wurde auch nicht zum Hauptarbeitspferd der Texaco-Tankwagenflotte, denn es wurden nur sechs Exemplare gebaut (angeblich hat keines bis heute überlebt). Der Doodlebug sollte lediglich ein Showfahrzeug sein, ein Beweis dafür, dass der Ölkonzern aus Beaumont, Texas, mit der Zeit ging. Im Hinblick auf die Entwicklung von Nutzfahrzeugen war er daher eine Sackgasse. Aber es war eine ungewöhnliche Sackgasse.

GM Futureliner

Ebenso ungewöhnlich ist der nächste Held dieses Artikels. Er hat viel mit dem Doodlebug gemeinsam: den Produktionszeitraum, das Design, die geringe Anzahl der hergestellten Einheiten und den Zweck seiner Existenz, der darin bestand, die Konstruktionsfähigkeiten des Herstellers zu präsentieren. Sehen Sie sich den General Motors Futureliner an!

Anfang der 1940er Jahre eröffnete General Motors eine große Wanderausstellung mit dem Namen „Parade des Fortschritts“, welche den neuesten Technologien in der Industrie und den wissenschaftlichen Errungenschaften gewidmet war. Von 1940 bis 1941 durchquerte die mobile Ausstellung die Vereinigten Staaten von Küste zu Küste und machte dabei etwa 150 Mal Halt;das Projekt wurde dann von 1953 bis 1956 wiederholt. Das Herzstück der „Parade des Fortschritts“waren zwölf speziell präparierte LKWs, die Futureliner (ein ideal gewählter Name, nicht wahr?) –jeder angetrieben von einem Vierzylinder-Dieselmotor (in den 1950er Jahren wurden sie durch Sechszylinder-Benzinmotoren mit Automatikgetriebe ersetzt). Die Futureliner waren 10 Meter lang und 3,5 Meter hoch. Der Fahrer saß in der Mitte der Kabine (neben zwei Fahrgästen) in einer Höhe von etwa 3 Metern. Eine Besonderheit des Futureliners war die Verwendung von Zwillingsreifen nicht nur an den Hinter-, sondern auch an den Vorderrädern. Das futuristische, nach den Maßstäben der 1940er Jahre natürlich, Karosseriedesign wurde von Harley Earl betreut –einem der berühmtesten amerikanischen Autodesigner der 1950er Jahre, der als Vater der „Flossen“(oder „Schwänze“) gilt –Symbole des Yankee-Automobils jener Zeit.

Jeder Futureliner diente als mobiler Ausstellungsort –in seinem Inneren befanden sich Exponate zu einem ausgewählten Thema aus dem Bereich der Technik oder Wissenschaft (Düsentriebwerke, Fernsehen, Autoproduktion, moderne Landwirtschaftsmethoden usw.). Die zwölf Futureliner bewegten sich in einem Konvoi (begleitet von Dutzenden von Begleitfahrzeugen);bei der Ankunft in der nächsten Stadt auf der Route wurde ein großes Zelt aufgestellt, das als zentraler Punkt der Ausstellung diente und um das herum geparkte Futureliner bereitstanden, um die Besucher zu empfangen.

Heute sind von den 12 produzierten Futurelinern noch etwa 9 erhalten (sie befinden sich in Museen und Privatsammlungen). Die Spezialanhänger, die heute von vielen Unternehmen als mobile Ausstellungsstände oder Showrooms genutzt werden, führen das Erbe dieser einzigartigen Fahrzeuge fort. Allerdings sind sie vom Design her nicht mehr so ungewöhnlich –es sind ganz normale Anhänger mit spezieller Ausstattung, die von Standard-Zugmaschinen gezogen werden.

Author: Binelli2011, CC BY-SA 2.0, Wikipedia

GM Futureliner (Author: Binelli2011, CC BY-SA 2.0, Wikipedia)

Colani „Space LKW“

Luigi Colani (eigentlich Lutz Colani), welcher vor fünf Jahren verstarb, war ein deutscher Automobildesigner, der für Fiat, Alfa Romeo und BMW entwarf. Autos waren jedoch nicht das einzige Objekt seines beruflichen Interesses, denn er arbeitete auch an der Gestaltung von Fernsehgeräten, Klavieren und sogar Stiften. Seine Entwürfe zeichnen sich durch runde, fast organische Formen aus, die auch in seinem berühmtesten Werk aus dem Jahr 1977 zu finden sind. Damals präsentierte Luigi Colani den Prototyp eines zukünftigen Sattelschleppers, den die Automobilpresse schnell (und zu Recht) als „Space LKW“bezeichnete.

Das Design sieht auch heute, über 40 Jahre später, noch frisch und futuristisch aus. Die Kabine des Traktors hat die Form einer Art Kapsel, und die Form sollte so viel Aerodynamik wie möglich bieten (Colani selbst erklärte in Interviews, dass seine Idee eine Reaktion auf die steigenden Kraftstoffpreise während der Energiekrise war, aber damals schenkte ihr niemand Beachtung). Das charakteristischste Element des Designs ist zweifelsohne der ringförmige Scheibenwischer, der ein wenig an das Mercedes-Benz-Logo erinnert.

In den folgenden Jahren verfeinerte Colani sein Projekt und baute individuelle Einheiten (auf der Basis von Mercedes-, DAF- oder Volvo-Zugmaschinen) auf Bestellung, die sich in stilistischen Details unterschieden, aber immer seinen eigenen Stil beibehielten. Für die Spediteure war die Aufnahme eines einzigartigen Colani-Modells in ihren Fuhrpark eine gute Gelegenheit, sich von der Masse abzuheben. Doch das Projekt des deutschen Designers erwies sich erneut als Sackgasse. Heutige Sattelzugmaschinen verbrauchen weniger Kraftstoff (oder gar keinen, wenn sie mit Elektro- oder Wasserstoffmotoren ausgestattet sind), und zwar dank aerodynamischer Lösungen, vor allem aber dank immer effizienterer Motoren. So konnte dieser Effekt erzielt werden, ohne dass ein optisch so radikales Projekt wie das von Colani in der Massenproduktion umgesetzt werden musste.

Author: Wikipedia-ce, Public Domain, Wikipedia

Colani „Space Truck“(Author: Wikipedia-ce, Public Domain, Wikipedia)

Steinwinter Supercargo 20.40

Halten Sie die Höhe von 1,8 m des Texaco Doodlebug für ein Nutzfahrzeug für zu gering? Was würden Sie über 1,2 m sagen? Und das für eine Sattelzugmaschine? Unmöglich? Doch, es ist wahr! Manfred Steinwinter betrieb eine Firma, die sich auf das Tuning von Fiat-Fahrzeugen spezialisiert hatte. Im Jahr 1983 stellte er ein Projekt vor, an dem er seit fünf Jahren arbeitete. Ein Projekt, das so faszinierend und –wie es damals schien –mit so viel Potenzial ausgestattet war, dass es von Mercedes-Benz unterstützt wurde. Die Rede ist vom Supercargo 20.40 –einer sehr, sehr niedrigen Sattelzugmaschine.

Manfred Steinwinter war der Meinung, dass die Ladekapazität eines Sattelzuges einfach zu erhöhen sei: den Anhänger verlängern, um mehr Ladung aufnehmen zu können. Doch wie kann man sicherstellen, dass ein solches Gespann trotzdem die Vorschriften zur maximal zulässigen Länge einhält? Steinwinter hatte darauf eine Antwort: Man senkt das Fahrerhaus so weit ab, dass der Anhänger über dem Fahrerhaus endet und nicht wie üblich hinter dem Fahrerhaus.

Das fertige Fahrzeug sah wirklich aus, wie aus einem Science-Fiction-Film. Seine Höhe von fast 1,2 m entsprach der von Sport-Supersportwagen jener Zeit. Nicht nur das verband den Supercargo 20.40 mit den Modellen von Ferrari und Lamborghini. Im Innenraum wurden drei mit braunem Leder bezogene Sportsitze der Firma Recaro eingebaut. In einem solchen Innenraum, so tief über der Straße sitzend, konnte sich ein LKW-Fahrer tatsächlich wie am Steuer eines italienischen Supersportwagens fühlen. Steinwinters Zugmaschine war 6,5 Meter lang und 3,5 Meter breit. Er war mit einem Achtzylinder-Dieselmotor von Mercedes und einem Zwölfganggetriebe ausgestattet. Manfred Steinwinter glaubte fest an sein Projekt (er plante sogar, einen Reisebus auf dieser Basis zu entwickeln) und überzeugte die Mercedes-Führungskräfte, es zu unterstützen. Aber es wurde bald klar, dass die ultraflache Zugmaschine eine weitere Sackgasse in der Entwicklung von Nutzfahrzeugen war. Der Prototyp legte bei Tests 3000 km zurück, und dann traten all seine Mängel und Unzulänglichkeiten zutage: schlechte Sicht, Neigung zum Rutschen, schwieriges Manövrieren und eine unbequeme Position für den Fahrer bei längeren Fahrten. Auch die passive Sicherheit der Konstruktion im Falle eines Unfalls wurde infrage gestellt.

Wenn Sie Ihre Güter transportieren und dabei auf das Know-how bewährter Spediteure aus unserem Netzwerk zurückgreifen möchten, sind Sie bei uns an der richtigen Adresse. Zwar hat keiner unserer Spediteure einen Colani „Space LKW“in seinem Fuhrpark, aber Sie können sicher sein, dass sie über die richtige Ausrüstung für Ihre Bedürfnisse verfügen.

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