Road Trains aus Down Under

Straßenschild mit Känguru-Warnung und der Aufschrift ‚Next 20 km‘, an einer einsamen Straße in der australischen Wüste.

Wenn man an Australien denkt, kommen einem wahrscheinlich Bilder von Kängurus, Koalas, dem Opernhaus von Sydney, der „Mad Max“-Filmreihe, Foster’s Bier und einer Reihe von Hollywood-Stars wie Hugh Jackman und Margot Robbie in den Sinn. Für diejenigen, die in der Logistik- und Transportbranche tätig sind, ist Australien jedoch ein Synonym für etwas ganz anderes: Straßenzüge.

Straßenzüge sind so australisch wie ein „Kookaburra sitzt in einem alten Eukalyptusbaum“und ein Vegemite-Sandwich. Diese riesigen Sattelschlepper, die aus einem Sattelschlepper und zwei oder drei Anhängern bestehen, sind ein ikonischer Anblick, wenn sie die weiten, abgelegenen Gebiete des Outbacks durchqueren.

In der automobilen Welt des Landes Down Under haben Road Trains Symbolcharakter, ebenso wie die Ute (Pickup-Trucks auf der Basis von Holden-, Ford- und Chrysler-Pkw) und der Ford XB Falcon –ein Auto, das in den „Mad Max“-Filmen verewigt wurde.

Woher stammt also die Idee für diese kolossalen Lastzüge, die bis zu 200 Tonnen wiegen können? Was macht sie zu etwas Besonderem? Tauchen wir ein in die Antworten.

Was ist ein Road Train?

Der Begriff „Lastzug“ist eine recht gebräuchliche Bezeichnung, denn offiziell heißen sie Long Combination Vehicles (LCVs). Wie bereits erwähnt, ist ein Lastzug eine Sattelzugmaschine mit mehr als einem Anhänger. Diese Sattelauflieger sind durch sogenannte Converter Dollies miteinander verbunden, dank derer das gesamte Gespann manövrierfähig bleibt. Dies sind die in Australien am häufigsten anzutreffenden Sattelzugkonfigurationen:

  • B-Doppel:Zugmaschine und zwei durch einen Dolly verbundene Sattelauflieger (Länge bis zu 26 m, Tragfähigkeit 62,5 t);
  • Dreifach:Zugmaschine und drei Sattelauflieger (Länge bis zu 53,5 m, Nutzlast 115,5 t);
  • AB-Quad:Zugmaschine, einem B-Doppelsattelauflieger und zwei weiteren Sattelaufliegern (Länge bis 53,5 m, Nutzlast 135 t);
  • BAB Quad:Zugmaschine, einem B-Doppelsattelauflieger, einem zusätzlichen Sattelauflieger und einem weiteren B-Doppelsattelauflieger (Länge bis 53,5 m, Nutzlast 135 t).

Australische Lastzüge werden von Sattelzugmaschinen verschiedener amerikanischer (Kenworth, Mack) und europäischer (Volvo, Scania) Marken angetrieben. Es werden sowohl Modelle mit einer Kabine über dem Motor als auch solche mit klassischer Konfiguration (Kabine hinter dem Motor) eingesetzt, wobei letztere die häufigste Wahl für die Fahrer dieser Ungetüme sind. Die Zugmaschinen müssen über leistungsstarke Motoren verfügen (600-800 PS), um so viele Anhänger gleichzeitig ziehen zu können.

Darüber hinaus sind Road Trains auch an den „Long Vehicle“- oder „Road Train“-Schildern zu erkennen, die an der Vorderseite der Zugmaschine und am Sattelauflieger, der das Set abschließt, angebracht sind (gelb mit schwarzen Buchstaben). Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die großen Stoßstangen, die die LKW vor Schäden durch den Zusammenstoß mit wilden Tieren (z. B. Kängurus) schützen sollen, die im Outback frei leben und plötzlich die Straße überqueren können.

Lobster1, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Kenworth Road Train in Rural Australia (Author: Lobster1, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Wikipedia)

Geschichte der Straßenzüge in Australien

Die ersten Road Trains tauchten im 19. Jahrhundert auf den Straßen des australischen Outbacks auf, doch ihre Reichweite war begrenzt, was nicht verwunderlich ist, da die Anhänger von dampfgetriebenen Traktoren (sogenannten Locomobiles oder Landlokomotiven) gezogen wurden. Der Dampfstraßenzug war als Alternative zu den afghanischen Kamelkarawanen gedacht, die im 19. Jahrhundert den Transport von Gütern durch das australische Hinterland dominierten.

In den 1930er Jahren testete die australische Regierung den AEC Roadtrain –ein Spezialfahrzeug, das von Leyland und AEC im Auftrag der britischen Kolonialbehörden entwickelt wurde. Die Briten suchten nach einem Fahrzeug, das in der Lage war, Güter in schwierigem Gelände in Afrika und Down Under zu transportieren. Der AEC Roadtrain bestand aus einer achträdrigen Zugmaschine und zwei Anhängern, die ebenfalls acht Räder hatten. In Australien wurde er für den Gütertransport im Nordterritorium eingesetzt. Die Tests waren vielversprechend, aber es zeigten sich auch Konstruktionsmängel: ein zu schwacher Motor und eine offene Kabine, in der die Fahrer in der Wüstenhitze entweder kochten oder bei nächtlichem Temperatursturz bis auf die Knochen froren. Der AEC-Roadtrain stellte sich als reines Experiment heraus (der einzige bis heute erhaltene Prototyp ist im Museum in Alice Springs zu sehen), aber die Idee dahinter, mehr als einen Anhänger an einen Traktor zu hängen, hat überlebt.

Die Idee wurde von Kurt Johannsen, einem Mechaniker aus dem Outback, aufgegriffen, der den ersten Road Train im modernen Sinne des Wortes erfand. Als er 100 Rinder zu einer Farm in Zentralaustralien transportieren sollte, beschloss er, zwei Anhänger mit Torsionsachsen zu konstruieren und sie an einen amerikanischen Diamond-T-LKW anzuhängen. „Bertha“, wie der Erfinder den ersten modernen Lastzug der Geschichte nannte, markierte den Weg, dem andere australische Transportunternehmen folgten. Seitdem dominieren Road Trains den Straßenverkehr im Outback, und die Behörden der Bundesstaaten, aus denen sich der Commonwealth of Australia zusammensetzt, haben die Regeln für den Transport dieser Giganten auf den Straßen festgelegt.

Warum sind Straßenzüge für die australische Wirtschaft so wichtig?

Kurz gesagt: Ohne Road Trains würde der Güterverkehr im Outback schlichtweg nicht existieren. Kleinere Städte im australischen Hinterland hätten ohne diese Straßengiganten praktisch keinen Zugang zu grundlegenden Gütern. Darüber hinaus sind die Aborigine-Gemeinden bei der Versorgung fast vollständig von Straßenzügen abhängig.

Obwohl australische Lastzüge vor allem mit dem Transport von Rindern und Schafen in Verbindung gebracht werden, werden sie im Grunde für den Transport aller Arten von Gütern eingesetzt: Lebensmittel, Treibstoff, Minenproduktion und andere Güter.

Im Outback sind die Straßen einspurig, ihr Zustand lässt zu wünschen übrig, und es gibt auch lange unbefestigte Abschnitte. Da Lasten von A nach B transportiert werden müssen, die Tausende von Kilometern voneinander entfernt sind, ist es viel effizienter, dies mit Lastzügen zu tun, die mehr Fracht auf einmal befördern können. Die Straßen im australischen Hinterland sind oft gerade Abschnitte, die sich über Hunderte von Kilometern erstrecken, es gibt wenig Verkehr, sodass es ein perfektes Arbeitsumfeld für große Sattelschlepper ist.

Sie müssen an speziellen Umschlagplätzen am Stadtrand halten, wo einzelne Anhänger und Rollwagen abgehängt und dann an Zugmaschinen angehängt werden, die die Ladung an ihren Bestimmungsort bringen.

Natürlich sind Lastzüge ideal für Rekordfahrten. So legte 2006 in Queensland eine Mack Titan-Zugmaschine eine Strecke von 100 m zurück und zog dabei 113 Anhänger. Das Gespann wog 1.300 Tonnen und war 1.474 m lang.

Road Trains in anderen Teilen der Welt

Der Lastzug ist ein Symbol für Australien, aber auch in anderen Ländern sind sie zu finden. In den USA gibt es die Konfigurationen Rocky Mountain Double (Sattelzugmaschine mit einem kurzen und einem langen Anhänger) und Turnpike Double (zwei lange Anhänger). In Europa sind in Schweden und Finnland längere und schwerere Zuggarnituren zugelassen, darunter Konfigurationen wie HCT (High Capacity Transport) mit einer Länge von bis zu 32 Metern. Im Nahen Osten werden Straßenzüge für den Öltransport eingesetzt (Saudi-Arabien).